Commedia dell´ arte urbana
Land wird Stadt, Stadt wird Land
Gastspiel in München
Im Rahmen der Ausstellung Wirf den Raum in die Luft laden Tom Messavilla und Helena Eichlinger zum Thema „Wie wollen wir in Zukunft leben“ zwei Vorkämpfer alternativer Wohnmodelle aus Österreich zum Gastspiel in München. Das Projekt CDAU, eine Kooperation mit dem Verein Prenninger Gespräche, ist eine Wiederbelebung der auf italienischen Marktplätzen agierenden Schaubühne comme-dia dell‘arte, die Schauspieler und Bürger zu aktuellen Anlässen zusammenführte.
Heute ist dieses Bedürfnis, verstärkt durch die Corona- Krise, besonders aktuell.Eine Installation im Raum für Kunst achtzehnkommazwei verbindet Kunst und Architektur, visionäre Malerei und konstruktive Konkretheit, die den Raum in die Luft entschweben lässt. Das Offene, Unvollendete, Improvisatorische setzt die Zeitmaschine in Gang, die die Nach- Coronazeit bestimmt. In einem offenen Gespräch erläutern Gross und Hirnthaler Ansätze, die vor einigen Jahren begannen und Prenning‘s Garten zu einem hotspot in der Steirischen Kulturlandschaft werden ließen. Auf historischen Wurzeln beruhend, die auf widerständige Intellektuelle in der Zeit des Nationalsozialismus zurückgehen, hat die Kulturpension um das Landhaus Feuerlöscher sich als kommunikativer Ort entwickelt, an dem Kultur und Wohnen harmonisch zusammenspielen.
In diesem Jahr verdichten sich zwei besondere Ereignisse: eine grosse experimentelle Wohnanlage, bei der schon in den Sechzigerjahren den Bewohnern Mitbestimmung im Planungsprozess eingeräumt wurde, steht vor der Erklärung zum Denkmal. Gleichzeitig wird in Prenning‘s Garten eine partizipative Wohnanlage entstehen, die den Widerspruch von Stadt und Land aufhebt. Aus dem Kunstprojekt CDAU – Die Wanderpyramide entwickelt sich eine Wohngemeinschaft, die den Bezug zur Stadt Graz aufrecht erhält, zugleich aber den landwirtschaftlichen Raum als Erholungs- und Ertragsraum kultiviert.
Grundlagen
Ziel des Projektes ist es, einerseits den symbolischen Charakter – das Bekenntnis zur Freiheit der Kunst als Vermächtnis der Moderne -, andererseits den kommunikativen Auftrag – das Ansprechen der Öffentlichkeit im städtischen wie ländlichen Raum – herauszustellen.
Die Preisträgerinnen (2.Preis) des Herbert Eichholzer - Studenten-Förderungspreises 2017, Helena Eichlinger und Therese Eberl, Absolventinnen der TU Graz, hatten eine Projektidee entwickelt, die auf die Erneuerung und Wiederbelebung eines vernachlässigten Stadtteiles von Graz zielte. Dieses Projekt eignet sich, in symbolischer Funktion die Idee einer raumkünstlerischen Haltung als Vermächtnis der Moderne zu beleben, andererseits durch Einbeziehung der Bevölkerung neue Kommunikationsmodelle zur Identitätsgewinnung zu erproben.
Projekt
Ein Raumgerüst, eine aus Stahlprofilen gefertigte Pyramide, dient in
Anlehnung an die Commedia dell´Arte des 16. Jahrhunderts als
Wanderbühne, zugleich Ausgangspunkt und die Basis für unterschiedlicher Aktionen. In flexibel erweiterter Form bietet sie 150 Personen Platz.
CDAU steht für die Beziehungen zwischen dem Individuum und der Gemeinschaft, welche durch Begegnungen im öffentlichen Raum ausgehandelt werden. Sie steht für die Gemeinschaft, die durch das Individuum stark wird.
Das „Öffentliche“ wird als theatrales Geschehen verstanden. Es markiert eine Bühne im öffentlichen Raum und setzt programmatische Anlässe für öffentliche Aktionen / Akte, deren inhaltliche Ausrichtung breitgefächert ist: handwerklich orientierte Workshops, Performances, darstellerische und musikalische Darbietungen, kulinarische Ereignisse, Konzeption von Ausstellungs- und Kunstformen.
Schau vorbei auf
Flexliving
Gastspiel in München
Grosses Interesse einer aufmerksamen Zuhörerschaft – coronabedingt im Freien vor der Galerie – fanden nach Einführung durch Helena Eichlinger die Ausführungen von Eugen Gross über alternative Wohnprojekte in der Steiermark. Besucher bedauerten, dass solche Projekte unter Mitbeteiligung der Bewohner am Planungsprozess in Bayern noch fremd sind. Umso mehr waren die Besucher interessiert, Wege kennenzulernen, wie Projekte dieser Art vor allem für junge Leute entwickelt und durchgeführt werden können.
Die im Innenraum der Galerie von 18,2 m2 – nomen est omen - fragmentarisch aufgebaute Pyramide stand für das programmatische Konzept von CDAU, das ähnlich einer Schaubühne auf eine Interaktion von Darstellern und Publikum gerichtet ist. In der Architektur bedeutet das, die Gestaltung des Lebensraums als Prozess aufzufassen, der die Bewohner einbezieht und offene Strukturen schafft, die immer neuen Bedingungen angepasst werden können. Zugleich spiegelt sich das in angewandter Kunst, zeitkritischer Literatur und performativer Musik, die den gesamten Wahrnehmungsspielraum des Menschen umfasst.
Grundlagen
Es ist an der Zeit, die konzeptionellen Gedanken, die der Terrassenhaussiedlung Graz- St.Peter als Aufbruchsprojekt der 60er Jahre zugrunde liegen, in abgewandelten Dimensionen neu zu beleben. Es geht darum, das „Land in der Stadt zu entdecken, die Stadt am Land“. Dabei steht die Flexibilität im Vordergrund, die ursprünglich physisch als Anpassung an individuelle Wohnwünsche gedacht war, heute umfassend als soziale Flexibilität aufgefasst werden kann. Diese wiederum hat die Ansprüche von Menschen zu befriedigen, die unterschiedliche Mobilitätsbedürfnis in Anpassung an ihren Lebensstil haben. Dazu wird vom Verein Prenninger Gespräche eine Kooperation mit dem Projektteam FLEXLIVING – Architekturbüro Hofrichter-Ritter mit ÖWG - gesucht, um ein Projekt dieser Art am Gelände der Kulturpension Prenning umzusetzen.
Projekt
Im Archtitekturbeitrag zur BIENNALE 2021 in Venedig im Palazzo Mora TIME, SPACE, EXISTENCE wird das Projekt gegenwärtig präsentiert, wobei ein Katalog der Architekturvermittlerin Andrea Jany auf die theoretische Fundierung und Durchführung als Pilotprojekt eingeht. Ein begleitendes Video zeigt die Projektwerdung am Wagner- Biro- Gelände in Graz-West, Starhemberggase. Nach Fertigstellung 2020 soll dieses Projekt, das in Modulbauweise bis 4 Geschosse komplett ausgestattete Wohnboxen in Holzbauweise in eine Tragstruktur einpasst, als Referenzprojekt für urbanen und ruralen Wohnbau dienen. Noch im Herbst 2021 wird das Projekt FLEXLIVING in Prenning vorgestellt werden, um Interessenten als zukünftige Bewohner anzusprechen. Der Verein PRENNINGERGESPRÄCHE bietet dafür die Kommunikationsplattform, um ein solches Projekt in naher Zukunft zu realisieren.
CDAU steht für die Beziehungen zwischen dem Individuum und der Gemeinschaft, welche durch Begegnungen im öffentlichen Raum ausgehandelt werden. Sie steht für die Gemeinschaft, die durch das Individuum stark wird.
Das „Öffentliche“ wird als theatrales Geschehen verstanden. Es markiert eine Bühne im öffentlichen Raum und setzt programmatische Anlässe für öffentliche Aktionen / Akte, deren inhaltliche Ausrichtung breitgefächert ist: handwerklich orientierte Workshops, Performances, darstellerische und musikalische Darbietungen, kulinarische Ereignisse, Konzeption von Ausstellungs- und Kunstformen.
CDAU in München
Commedia dell`arte urbana hat in München Station gemacht. Im Rahmen der Münchner Ateliertage 2021 lud das Tanztheater TALINOVO über Kontakt mit Helena Eichlinger den Verein Prenninger Gespräche zu einer Performance vor der röm.kath. Stadtpfarrkirche St. Rupert, einem eindrucksvollen Backsteinbau aus der Jahrhundertwende. Auf dem Kiliansplatz fand die aus Strukturelementen zusammengesetzte PYRAMIDE Platz, die eine Tänzergruppe anregte, in Gefühlen die soziale Abgegrenztheit der COVID19 – Pandemie der letzte zwei Jahre auszudrücken und im rituellen Zusammenspiel zu überwinden. Unter der Regie von Tina Lizius wurde das Stück in dezentraler Kooperation über Videokonferenzen erarbeitet und in einem Prozess des Sammelns der Elemente und Zusammenbaus vor Ort zur Aufführung gebracht. In farbenreicher Körperum- und Enthüllung mit Sportmatten haben die Protagonisten den öffentlichen Raum ausgelotet und den Menschen wieder zurückgegeben. An vier Aufführungen haben zahlreiche Menschen teilgenommen und wurden in das Spiel einbezogen, indem räumliche Grenzen in symbolischer Form aufgehoben wurden und die urbane Gemeinschaft in den Vordergrund rückte.
Diese Veranstaltung war als Vorspiel zu verstehen, um in Prenning eine Gruppe von Interessenten über ein kooperatives Wohnprojekt KUWO – Prenning`s Garten bei einem Informationstag im November 2021 zu informieren und als Akteure für eine analoge Performance zu gewinnen. KUNST+WOHNEN sind der Leittitel des Projektes, das in den nächsten Jahren an dem historischen Ort Prenning in Erinnerung an die Lebensgemeinschaft des widerständischen „Prenninger Kreises“ in der Zeit der Nationalsozialismus zur Ausführung kommen soll. Ziel ist es, nach der Covid19 – Krise, die gesellschaftsspaltend gewirkt hat, eine neue Solidarität in Form der der Bildung einer Wohn- und Lebensgemeinschaft am Siedlungsschwerpunkt Prenning, Deutschfeistreitz, zu finden.
Leitidee
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Raum für Kunst, Kultur, Begegnung und die Freiheit sich auszudrücken. Ein temporäres Forum-Stadt-Park des Westens? Vielleicht braucht es auch hier einen solchen Ort… in abgewandelter, an den Bedürfnissen der Menschen orientierter Form.
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Teilhabe an der Stadtentwicklung: Die Installation dient als Stützpunkt für Ideen-workshops; das Sammeln von Gedanken zur erwünschten Entwicklung des Parks.
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Programmatischer Rahmen: unterschiedliche Workshops zum Kennenlernen und Erarbeiten von Material
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Dokumentation der Ergebnisse in multmedialer Form (Texte, Bilder, Film) zur weiteren Verwendung für die Entwicklung des Parks
der Entwurf
SummerSummit
Der Essay von John Berger ist berührender, uneitler und sensibler Bericht über die letzten Lebensstunden seines Freundes und Mentors, des marxistischen Dichters, Kritikers und Politikers Ernst Fischer im Haus Feuerlöscher. Ein Text über sein Leben, seine Überzeugungen, Selbsterkenntnis und Politik.
Didaktische, ideologische oder polemische Phrasierungen tragen immer eine Spur von Intimität und Elegie. Die Erkenntnis, dass eine Änderung der Gesellschaft, die Abwendung von einem ausbeuterischen und zerstörerischen Kaptalismus weit in der Zukunft liegen, die revolutionäre Hoffnung, die bereits in einer nahen Vergangenheit angesiedelt war, verpasste Chancen, machen diese Elegie aus und werden über die Beschreibung des Abbildes eines Etrusker-Toten symolisiert: Eine gelassene Haltung eines Lebens voller Erfahrungen mit wachem Blick in die Zukunft. Gleichzeitig setzt er den mutigen Frauen des Hauses Feuerlöscher in Prenning ein Denkmal und damit allen Menschen, die von der Willkür eines menschenrechtsfeindlichen Regierungsregimes Verfolgten, Schutz anbieten.